Uwe Warnecke, Marie Menger-Krug, Mathias Guthmann Foto: Tom Mettendorf

Uwe Warnecke, Marie Menger-Krug, Mathias Guthmann Foto: Tom Mettendorf

 

Villa im Paradies, Deidesheim

 

GG: Frau Menger-Krug, seit 1758 wird in Ihrer Familie Weinbau betrieben. Der Name Menger-Krug steht für Qualität und Tradition, man verbindet damit zum einen zwei ausgezeichnete Weingüter, zum anderen eine Sektmanufaktur.

Der biodynamische Anbau, der Ihnen besonders am Herzen liegt, garantiert höchste Qualität in der Flasche. Wird der biodynamische Anbau in der Weinbranche unterschätzt? Wenn ja, worin liegen die Gründe, dass bisher relativ wenige Winzer auf die Methode setzen?

Marie: Wir sind nicht biodynamisch zertifiziert, arbeiten aber direkt am Weinberg, alles ist naturbelassen, ich arbeite gerne nach den Mondphasen.

Der Mond hat so viel Einfluss, er bewegt die Weltmeere, macht Ebbe und Flut, man muss mit dem Mond gehen um das Letzte aus dem Wein oder dem Sekt herauszuholen. Wenn man die Natur beobachtet und von ihr lernt, dann kann man auch das Beste aus der Rebe holen, das I-Tüpfelchen, den Facettenreichtum, eine fantastische Frucht oder die Harmonie im Aroma. Generationen vor uns haben das genau so gemacht, ich versuche da wieder hinzukommen: Wann muss ich die Frucht schneiden, wann ist der Zeitpunkt für die Lese ideal? Diese Fragen stelle ich mir.

GG: Ein befreundeter Winzer versucht sogar bei Vollmond nachts die Trauben zu pflücken, käme Ihnen  so etwas in den Sinn?

Marie: Nein, aber die Fruchtphasen nach Maria Thun ( Anm. d. Red.: Pionierin des biologisch-dynamischen Pflanzenanbaus) beachte ich,  um herauszufinden wann die besten Tage für die Lese sind, Qualität steht aber natürlich an erster Stelle. Wenn es regnet kann ich nicht warten bis die Mondphase gut ist, es muss geerntet werden, alles muss stimmen.

Wir haben Mond-Eichenfässer im Keller, das Holz wird zur besten Mondzeit geschlagen, daraus werden dann die Fässer gefertigt in denen unser bester Weißwein lagert: Mondeichen-Chardonnay und Mondeichen-Riesling.

GG: Das ist doch auch ein Thema im Instrumentenbau, die Mondeiche…

Marie: Das stimmt, wir hatten 2007 ein Projekt mit Jens Ritter aus Deidesheim, er baut wunderbare Instrumente. Es blieben ein paar Stämme übrig, er hat uns einen Bass daraus gebaut.

GG: Klingt wahrscheinlich sehr gut…

Marie: Ja, der Bass klingt toll, leider kann ich ihn nicht spielen.

GG: Mit Ihren Sekten fangen Sie Träume in Flaschen ein. Was ist für Sie die Quintessenz eines hervorragenden Sektes?

Marie: Erst einmal ganz wichtig ist es, alles in einer Hand zu haben, wir haben die Weinberge die das ermöglichen. Wir versekten selbst, das sind meine Kinder, sie stehen im Keller und ich begleite sie bis sie erwachsen sind. Qualitätsstreben, Passion und eine Portion Freude gehören dazu.

GG: Trinken Sie auch einmal einen Champagner?

Marie: Natürlich trinke ich auch mal einen Champagner, es ist wie mit allem gutem, man darf sich nicht verschließen.

GG: Würden Sie unseren Lesern einmal kurz erklären, was die „Methode Rurale“ ist, wie sie sich von der üblichen Methode der Sektherstellung unterscheidet?

Marie: Eine noch unbekannte Methode, die ich seit 2004 betreibe, ich bin eine Vorreiterin. Meine Eltern haben den Sekt nach der Méthode Champenoise hergestellt, das ist das höchste Verfahren um Sekt herzustellen. Die Trauben werden geerntet und zu Wein gemacht, der Wein für die 2. Gärung mit einem Hefeansatz auf die Flasche gefüllt. Danach wird dann abgerüttelt und degorgiert.

Ich wähle ein ursprüngliches Verfahren, die Méthode Rurale (Ländliche Methode), dabei ernte ich die besten Trauben, es müssen die besten sein, um die Seele der Frucht einzufangen. Gute Trauben gleich guter Sekt. Ich lasse dann die Trauben mit Champagner-Hefen im Tank angären, wenn sie dann den richtigen Restzuckergehalt haben, also wenn sich der korrekte Druck in der Flasche aufbaut, fülle ich sie von der Hefe runter zum Sekt. Ich gehe nicht den Weg über den Wein, sondern direkt zum Sekt. Jeder Weinberg hat seine Individualität die versuche ich herauszukitzeln, am Ende schmeckt man das aus dem Sekt heraus.

GG: Das hört sich riskant  an…

Marie: Ja, es ist extrem risikoreich! Wenn ich zu früh fülle ist der Sekt zu süß, wenn ich zu spät fülle dann knallt er nicht. Es hat nichts mit Analyse zu tun sondern mit Natur, genau da will ich hin. Ich bin eher der Macher als der Denker, viele Nerven dabei verloren, als Belohnung gab es dann aber auch viel Gutes zu trinken.

GG: Ich selbst bin ein großer Riesling-Fan, welche Rebe bevorzugen Sie?

Marie: Auch Riesling, Sie müssen aber unbedingt meinen Sauvignon-Blanc Méthode Rurale probieren.

GG: Ein Angebot auf das ich gleich nach dem Interview zurückkommen werden, vielen Dank Marie!

GG: Beschäftigen Sie sich auch mit der Kombination Essen und Trinken? Wenn es darum geht steht ja die Arbeit eines Sommeliers oft auf wackeligen Beinen, ganz einfach, weil die geschmackliche Situation äußerst diffizil ist.

Ich frage mich immer, welche Elemente konkret den aromatischen Rahmen für einen Wein unmittelbar nach dem letzten Schlucken des Essens bilden. Mir geht es da um additive Aromenbilder, also nicht einfach Aroma-Akkorde kummulieren, sondern diese gezielt zu addieren um ein gutes Ergebnis zu erzielen.

Marie: Schwer zu sagen. Meine 95-jährige Großmutter Motzenbäcker sagt immer: Das bisschen was wir essen, können wir auch trinken. Essen ist natürlich wichtig, man kann unglaublich viel herausmodellieren. Ich kenne meinen Wein, wenn ich ihn mit Essen kombiniere, lasse ich ihn gerne ein wenig dagegen spielen, dadurch entstehen neue, spannende Aromen. Auf der anderen Seite habe ich ganz harmonische Weine, die das Essen gut tragen können. Ich denke das hängt auch davon ab, was man für ein Typ Mensch ist, vielleicht mag man ja gerne junge, frische Weine zum Essen, oder man versucht einfach, die Aromen elegant zu tragen.

GG: Gibt es für die Zukunft neue Pläne für Ihre Sektmanufaktur Motzenbäcker?

Marie: Spaß haben, Qualität erzeugen und immer wieder neue Kellerkinder finden!

Liebe Marie, Danke für dieses wunderbare Interview.

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Sektmanufaktur Menger-Krug

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über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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