Ottolenghi, Das Kochbuch
Yotam Ottolenghi hat einen großen Bekanntheitsgrad erreicht. Er verdankt das seiner unnachahmlichen Art, Aromen aus dem Nahen Osten raffiniert mit kontinentalen Akzenten zu kombinieren. Seine vegetarischen Gerichte sind hervorragend, aber auch die Cross-Over-Kreationen überzeugen und überraschen uns immer wieder durch die sehr präsente, fruchtige Aromatik, alles sehr kreativ und gleichzeitig meisterhaft umgesetzt.
Viele Rezepte sind nicht ganz so einfach, weil die sensorische Idee getroffen werden muss. Oft wird eine üppige Liste an frischen Produkten vorausgesetzt, manche sind schwer zu beschaffen.
In seinem Vorwort beschreibt der Starkoch seine Lieblingszutaten, zu denen der Knoblauch und die Zitrone gehören. Trotzdem sind die Erfindungen ausgewogen, oft von breiten aromatischen Akkorden begleitet.

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Ganz nah am Produkt

Vieles erinnert an eine aufwändige Street-Food Küche, nicht einfach abgekupfert sondern, sondern ganz oben auf der Textur-Skala.

Vegetarisch kochen bedeutet für Ottolenghi, die komplette aromatische Klaviatur zu bespielen und dabei abgetretene Pfade zu vermeiden. Sein Gemüse erfährt eine Behandlung, die sich am Ende durch harmonische aber auch spannende Stuktur ausdrückt.

Ein Highlight für mich: Geröstete Rote und Gelbe Bete.
Die Rote Bete hat schon immer einen relativ hohen Stellenwert in der britischen Küche eingenommen. Ottolenghi greift auf diese britische Vorliebe zurück und interpretiert das Gemüse völlig neu. Kerbel, Ahornsirup, Sonnenblumenkerne und Babymangold vereinen sich hier zu einem sehr intensiven Gericht, das mich durch die raffinierte Exotik der Komposition begeistert.

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Cross-Over und London

In London hat Ottolenghi sein Restaurant und so zitiert er natürlich sein Umfeld. Sehr gut gelingt ihm dies mit dem pikanten Pflaumen-Rhabarber-Relish mit Ingwer.
Auf die Einkaufsliste muss dafür ein ganz junger Rhabarber, in England wird er im Treibhaus gezogen, er ist ganz besonders zart. Die Schärfe kann man durch Zu- oder Abgabe von Chilischoten selbst steuern.

Italienreise

Eine Pizza mit Feta, Tomaten und Oliven entfernt sich sehr weit vom Original. Statt des üblichen Hefeteigs, versucht es Ottolenghi mit einem Brioche-Teig. Das fertige Produkt lässt sich bequem essen, der buttrige Teig kontrastiert gut mit dem salzigen Feta und den süßsauren Tomaten. Ein interessanter, moderner Ansatz. Ottolenghi selbst bezeichnet die Kreation als comfort food, ein Häppchen zum Wohlfühlen.

Das Buch ist sehr empfehlenswert. Die vielfalt der Komponenten und die daraus resultierenden, kontrastreichen Gerichte überzeugt auf ganzer Linie. Ottolenghi lenkt Ihren Blick auf ganz frische und aufregende,  vegetarische Zubereitungen.

  • Gebundene Ausgabe: 304 Seiten
  • Verlag: Dorling Kindersley (1. Januar 2012)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3831021082
  • ISBN-13: 978-3831021086
  • Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 3,5 x 27,4 cm

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über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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