aurumAus dem schönen Piemont kommen die schmackhaften Agnolotti, das sind Teigtäschchen, die auf verschiedenste Art gefüllt werden können.
Zum Beispiel mit Spinat, oder mit Ricotta, mit Pilzen, mit Shrimps, der Phantasie sind da keine Grenzen gesetzt.
In der Aurum-Weinbar in Karlsruhe stehen sie auf der aktuellen Speisekarte, diese kleinen Objekte der Begierde, und natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen, am Mittwoch, zum Bloggerstammtisch, der uns diesmal in diese In-Location in der Ostadt führt.

Die Aurum-Weinbar bietet eine durchaus interessante und hochklassige Weinkarte, außerdem serviert man dort eisgekühlte Hugos, die man im Sommer auf der Terrasse genießen kann. Das Ambiente ist durchgestylt, mondän, cool, hochwertig, das ist im Moment State of Art, man denke zum Beispiel an das DOM, kürzlich komplett renoviert, und nun in neuer, eleganter Ausstattung zu sehen.
Die Speisekarte ist übersichtlich, das ist gut so, wenige aber gut zubereitete Speisen, ein paar Salate, der obligatorische Flammkuchen, vier Vorspeisen, Steaks und Burger, denkt man.
Stutzig macht mich das »Carpaccio vom Blue Marlin mit Ingwer Marinade« , der Fisch ist zwar nicht unmittelbar gefährdet, es findet nichts desto trotz ein Raubbbau statt, nachhaltig ist dieses Angebot jedenfalls nicht.  Als Vorspeise entscheide ich mich für das »Weingedeck«, und als Hauptspeise bestelle ich die »Agnolotti mit Steinpilzen gefüllt dazu Butter und Parmesan« .
Nun offenbart sich die Diskrepanz zwischen Schein und Sein. Ein unfreundlicher Service macht mich darauf aufmerksam, dass die Order einer Vorspeise den weiteren Ablauf unnötig in die Länge ziehen könnte, und überhaupt, für so viele Personen sei doch die “ Kleine Speisekarte “ zu empfehlen. Das wundert mich, so groß ist die mir zur Verfügung gestellte Karte ja nicht, der Service ist aber gerissen und kontert gelassen mit der „kleinen Küche“.

Das Weingedeck entpuppt sich als kleine Snackbox, mit Oliven, etwas Käse und luftgetrockneter Salami, oftmals reicht man das als Gruß aus der Küche. Immerhin, hier stimmt noch die Qualität, Oliven von der Italienischen Riviera, ein guter Ziegenfrischkäse.
Etwas anders sieht das bei den Agnolotti aus, die sind eindeutig Convenience, zu ebenmäßig kommen sie daher, der olfaktorische Eindruck nach Schnittprobe hinterlässt ein leicht modriges Empfinden, ganz entfernt nur ist eine geschmackliche Verwandtschaft zum Steinpilz auszumachen. Der Parmessan ist eindeutig kein Reggiano, aber immerhin frisch. Als Garnitur werden ein paar wässrige Kirschtomaten hinzugefügt, außerdem in Scheibchen geschnittene und blanchierte Lauchzwiebel, trotzdem zu dominant, damit wird die sowieso einfallslose Pasta der letzten Möglichkeit beraubt, sich doch noch auf der Brücke zu melden.

Die Aurum-Weinbar befindet sich kulinarisch noch in der Missionarsstellung, von einem aromatischen Kamasutra Lichtjahre entfernt, die Location ist im Sommer lauschig und bietet sich mit der schönen Terrasse für laue Nächte an.
Der Service ist verbesserungswürdig und unfreundlich. Grandgourmand rät von einem Besuch für Gäste mit hohem und mittlerem kulinarischen Anspruch ab, als Bar um locker einen Drink zu nehmen bietet sich das Aurum sicher an.

über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

1 Kommentar

  • Lieber Mathias,
    Deine Zeilen hätte ich wohl besser vor dem Besuch in der Aurum Weinbar lesen sollen. Ich kann zu Deinem schön formulierten Urteil „Kulinarische Missionarsstellung“ kaum etwas hinzufügen. Mir blieben am selbigem ähnliche Erfahrungen nicht erspart. Super schöner Text. Super schönes Blog.
    Liebe Grüße
    Heike

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