[typography font=”Abril Fatface” size=”20″ size_format=”px” color=”#e1cca1″][dropcap]A[/dropcap][/typography]ppetit, Sex, Essen, damit beschäftigt sich der Designer Ido Garini.
Für den gebürtigen Israeli, der in den Niederlanden sein «Studio Appétit» betreibt, ist es das zentrale Thema, das uns alle umtreibt.
Was werden wir essen, wie werden wir essen? Welche Aromen werden uns bald begeistern? Wie kann man Fleisch ersetzen und wie gut kann man es ersetzen? Gibt es noch weiße Flecken auf der kulinarischen Landkarte, existiert neues, essbares Material und wenn ja, wo werden wir es finden?
Können wir ungerechte Nahrungsgrenzen zukünftig überwinden? Welche kulturellen Verlagerungen sind bald durch Veränderung der Essgewohnheiten zu erwarten?
Schließlich: Welchen Stellenwert hat der Genuss?
Essgewohnheiten / Insekten
Die Ressourcen werden immer knapper. In Zukunft werden wir altbekannte Essgewohnheiten ablegen und uns mit völlig neuen kulinarischen Erlebnissen anfreunden müssen.
Bitte essen Sie ab sofort mehr Insekten, damit sorgen Sie dafür, dass Hunger schon bald ein Fremdwort sein wird. Proteine für alle, das ist keine weltfremde Utopie, sondern durch Einnahme von Insekten eine ernst zu nehmende Alternative.
[divider_flat]Appetit
Der Appetit äußert sich in verschiedenen Formen, er kann kulinarischer Natur sein, oft ist er sexuell motiviert, manchmal ist es der natürliche Lebenshunger der sich durch unseren Appetit ausdrückt.
Appetiting:
[quote]Mithilfe von Kunst und Design wird ein Objekt, eine Zutat oder eine Erfahrung in eine appetitanregende Sinneswahrnehmung, in eine Empfindung verwandelt. [/quote]Appetiting Lab
Im „Appetiting Lab“ untersucht Ido Garini mit seinem Team alle Formen des Essens. Er studiert das Verlangen, die Emotionen und die körperlichen Veränderungen, die durch das Essen ausgelöst werden. Warum essen wir, wie essen wir und warum essen wir, was wir essen.
Für das „Taste Festival“ in Berlin installierte Garini ein Werk mit dem Titel „Wie siehst du aus wenn du ißt?“ Kernstück des Werks: Die „Eating Stations“, dort werden vor einem Spiegel verschiedene Gerichte präsentiert. Die Idee dahinter: Was passiert physisch mit mir während des Essens? Wie verändert sich die Physiognomie, wie ist mein Kauverhalten?
Vielleicht überlegt es sich ja der eine oder andere, beim nächsten Date auf den Salat zu verzichten und dafür lieber Erdbeeren zu essen, die sind nämlich von Natur aus einfach sexy!
Aphrodisiaka
Das erotische Abendessen erfordert eine subtile Choreografie. Für dieses spielerische Dinner for Two entwirft Garini ein spezielles Service, haptisch ansprechend, mit einer außergewöhnlichen Formgebung.
Gegessen wird mit den Händen, eine Auster bildet zusammen mit der Zitrone die Ouvertüre, davor gibt es eine Bloody Mary.
Auf einem heißen Stein wird ein Pilz-Carpaccio serviert, das erfordert Interaktion, das ist Bewegung.
Schließlich das Dessert. Champagner-Gel, Süße Mascarpone Creme und Honig. Eine Schokolade die wunderbar zerbröselt und überall landet. Ein komplexer kulinarischer Orgasmus.
Food and Memories
Kulinarische Erinnerung sind äußerst nachhaltig und begleiten uns das ganze Leben. Ich erinnere mich immer noch an den Duft der Tapioka-Pfannkuchen mit Kokosnuss, die es Sonntags bei uns gab und auf die ich mich immer ganz besonders gefreut habe. Wir assoziieren Bilder, Düfte und Aromen mit unseren Erinnerungen. Aromen wirken besonders stark im Gedächtnis, selbst wenn sich nach langer Zeit heraus stellt, dass das Produkt im Grunde nichts besonderes war, vielleicht sogar von ganz minderer Qualität, unser Unterbewusstsein verklärt die Erfahrung. Das ist schön und erschreckend zugleich.
Geschmacks-Zeitreisen
Mit «Elixir» erleben wir eine kulinarische Zeitreise. Verschiedene Zaubertränke versetzen uns in vergangene Epochen, zumindest sinnlich, in unseren Gedanken.
Unser Unterbewusstsein speichert Düfte und Aromen, mit den Essenzen aus der Elixir-Serie reaktivieren wir diese Erinnerungen, unsere Phantasie reist in längst vergangene Zeiten.
Die Gebrauchsanweisung ist einfach:
Zunächst wird die gewünschte Epoche gewählt, dazu gibt es eine bestimmte Mischung aus Kräutern und Gewürzen. In einer Karaffe übergießt man die Mischung mit heißem Wasser und lässt sie entsprechend ziehen. Schließlich wird das fertige Getränk in speziell dafür angefertigte Glas-Kugeln gefüllt und vorsichtig getrunken!
The Vegetarian Butcher
Vegane Träume verwirklicht der Holländer Jaap Korteweg. Jaap stammt aus einer Familie von Landwirten in der 9. Generation, sein Geld verdiente er mit der Viehzucht.
Rinderwahnsinn, Vogelgrippe, Tiertransporte, Jaap wagte einen Neuanfang, auf sein Fleisch wollte er nicht verzichten. Es begann eine 10 Jahre lange, akribische Forschung um den perfekten Ersatz zu finden.
Heute stellt Korteweg die besten Ersatzprodukte her, die vorstellbar sind. Textur, Sensorik, alles ist perfekt. Selbst ausgewiesene Feinschmecker sind nicht in der Lage, einen Unterschied zwischen Original und “Fälschung” festzustellen.
Edible Jewelry
Die einzige Rettung, wenn Sie auf einer Party sind, die kulinarisch nicht viel hergibt.
Eßbarer Schmuck ist der letzte Schrei. Ringe und Ketten können saisonal bestückt werden, sie sind gleichermaßen nahrhaft als auch chic. Die Grundausstattung lässt sich al gusto bestücken, man spart sich die Brillanten und zeigt sich statt dessen mit dem trendigen Obst, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Zukünftig werden wir Ideen essen, Konzepte konsumieren und Innovation kochen.
Geschmacklich ist noch so viel zu erwarten, öffnen wir unsere Sinne und freuen wir uns auf eine spannende kulinarische Zukunft.
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