A Tavola Karlsruhe
Roberta Burattin, Marko Tellan
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her finde ich die Stecknadel im Heuhaufen, als ein wirklich feines italienisches Restaurant.
Gutes Olivenöl, frische Pasta, Käse aus der Region, Fisch ganz frisch von der Küste und süße, von der Sonne gereifte Tomaten, so stelle ich mir echte italienische Küche vor, klingt traditionell, ist es auch!

Die Avantgarde überlasse ich gerne den italienischen Spitzenköchen wie Massimo Bottura und Daniel Canzian. Bei letzterem bestelle ich in Mailand Jakobsmuscheln und Pfirsiche alla Serenissima. Bravissimo!

Was mir aber hier in vielen italienischen Restaurants vorgesetzt wird, ist schlichtweg unterirdisch! Gefälschter Mozzarella auf der Pizza, Tomatensauce verhunzt, der Teig eine Beleidigung für jeden Gaumen, geschult oder ungeschult! Die Textur-Kurve reicht von Kautschuk über Popcorn bis alte Brezel mit säuerlichem Aroma.

Bestelle ich Fisch, präsentiert man mir sogleich mit stolzgeschwellter Brust eine riesige, silberne Platte, prall beladen mit Doraden, Makrelen und allerlei anderem Meeresgetier.
Die gräulichen, blassen Fische glotzen mich mit toten Augen an und intonieren im Chor: “Bestell das Dessert, es wird geliefert!”
Ganz oben liegt – diskret dampfend – ein Tiefkühl-Hummer der traurig “so ist es” brummt.

Vom Risotto ganz zu schweigen, nur mit viel Phantasie erkennt man Arborio oder Carnaroli, zu oft verwechselt die Küche das Risotto schlicht mit der Uncle Bens Express-Mischung für die Mikrowelle, steht dort wohl im gleichen Regal.

Ausnahmen gibt es natürlich!


A Tavola Karlsruhe
Tortellini die Valeggio
A Tavola Karlsruhe
Tortelli Amarone
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ine wirklich wunderbare Vorstellung italienischer Küche liefern Marko Tellan und Roberta Burattin in ihrem kleinen Restaurant A Tavola in der Goethestraße in Karlsruhe.
Die beiden pflegen die Tradition der “Tortellini di Valeggio”, unter Pasta-Kennern gelten die Teigtaschen aus der Region als beste Pasta der Welt. Ob es stimmt, weiß ich nicht, fest steht: Eccelente!

A Tavola Karlsruhe
Tortelli al Tartufo

Übrigens wird zu Ehren dieses typischen Gerichts jedes Jahr auf der Visconti-Brücke in Valeggio sul Mincio die „Festa del Nodo d’Amore“ (Fest des Liebesknotens) gefeiert, bei dem diese Spezialität auf zwei etwa sechshundert Meter langen Tischen in Anwesenheit von viertausend Gästen verkostet wird. Ausnahmsweise nicht dieses Jahr, schade, man hätte mich sonst sicher dort getroffen.

Roberta ist gelernte Köchin, ihren Mann Marko lernt sie in Verona kennen. Liebe geht durch den Magen. Zehn Jahre lang führen die beiden ein Restaurant auf dem Veroneser Domplatz. Marko ist gebürtiger Karlsruher und so entsteht die gemeinsame Idee dem Karlsruher Publikum ihr Konzept einer traditionellen italienischen Küche mit besten Zutaten vorzustellen. Eine mutige Entscheidung, ein Wagnis, eine Mission. Ein Glück für unsere Stadt!
Veronas Feinschmecker sollen sich mit Aida trösten, verstohlen wische ich ein paar Krokodilstränen, die sich keck über die Wange schleichen, hinweg. Mille grazie Verona!
Verwendet werden nur die allerbesten Zutaten, die beiden Gastronomen unternehmen jede Anstrengung die Teller genau nach ihren Vorstellungen an den Gast zu bringen, herrlich! Gutes Handwerk.

A Tavola Karlsruhe

In der kleinen, offenen Küche werden die delikaten Teigtaschen frisch geformt, gefüllt und gekocht, ein wunderbarer Duft schwebt durch den Raum.
Ah ja, der Raum, ein Wohn und Esszimmer, familiär, klein, sympathisch.
Wer nicht reserviert wird wahrscheinlich keinen Tisch bekommen, ein kleines Restaurant.

Die Finesse der italienischen Küche lebt von ihrer Simplizität. Lasst die Produkte zu uns sprechen. Zum Beispiel durch die “Tortelli al Tartufo”, oder die “Tortelli Amarone”, die sind wirklich exquisit. Der kräftige Amarone della Valpolicella (gewonnen aus Corvina, Corvione Veronese, Rondinella und Molinara) fügt sich elegant und gekonnt in die Komposition, man übertreibt nicht gerne im A Tavola, nichts wirkt aufgesetzt!

Unwillkürlich summe ich die Ouvertüre des Barbiers von Sevilla vor mich hin: la-la-la-la-lah, la-la-la-la-lah. Dazu degustiere ich die Tortellini di Valeggio, seidendünner Teig, wunderbares Aroma, geht es besser? Sagen Sie es mir, liebe Leser und Leserinnen.

A Tavola Karlsruhe
A Tavola Karlsruhe

Die Weine

Marko Tellan kennt sich gut aus. Die Weinkarte ist klasse, viel Bio, auch hier wieder: Einfach aber gut, teilweise sogar sehr gut.
Eine klare Empfehlung ist der Prosecco D.O.C. Millesimato di Treviso, er landet mit der optimalen Kühlung im Glas, damit liegen Sie zum Start auf jeden Fall richtig!
Wunderbar auch der 2023 Mjsia, Garganega Veronese, sehr schönes Gelb mit Gold-Akzenten. Pfirsich, Apfel, Honig, fleural im Gaumen, sehr schöne ausbalancierte Säure.
Solche Weine stehen nicht überall auf der Karte, Chapeau.

A Tavola Karlsruhe

Ich empfehle das Restaurant. Im A Tavola finden Sie echte italienische Küche, ausgezeichnetes Handwerk und exquisite Aromen. Marko und Roberta empfangen Sie aufs herzlichste, freuen Sie sich auf einen schönen Abend!

A Tavola
Goethestraße 23
76135 Karlsruhe, Deutschland

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über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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