Kurz vor der Erneuerung der Regentschaft Joseph Blatters gerät das FIFA-Schiff in einen schweren Sturm und droht zu sinken. Eigentlich war für den morgigen Freitag ein angenehmes “Familientreffen” geplant, das Picknick vor pittoresker Schweizer Kulisse ist aber nun gründlich ins Wasser gefallen. Grund dafür sind zahlreiche, von langer Hand geplante Verhaftungen im obersten Zirkel jener Institution die gottgleich das große Fußballgeschäft steuert.
Das FBI hat in einer konzertierten Aktion mit Unterstützung der Schweizer Behörden zugeschlagen und Verdächtige aus der Führungsetage des Vereins festgesetzt, zwar nur etwas mehr als eine Handvoll, man darf aber auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Die Reaktion der FIFA trägt in keiner Weise dazu bei die Wogen zu glätten, im Gegenteil: Selbst die kurzfristige Suspendierung der involvierten Verdächtigen aus ihren Ämtern wird nicht ausreichen, Hundescheisse ist ja nicht so einfach vom Schuh zu bekommen.
Die Bemühung Blatters seine eigene Person aus dem Spiel herauszuhalten hat große theatralische Züge, ein shakespearesches Schauspiel. Hier geht es nicht um eine ordinäre Bestechung, sondern nach den Anklägern aus den USA um organisiertes Verbrechen, wir alle haben das schon lange gewusst oder zumindest vermutet, endlich zieht sich die Schlinge um den Schweizer FIFA-Boss enger, höchste Zeit dafür.
Leider gibt es seitens Blatters keine Anzeichen dafür guten Willen geschweige denn Einsicht zu demonstrieren, sein Statement zu den Vorfällen ist viel mehr pathetisch und arrogant. Diffus spricht er dort von einer schwierigen Zeit für den Fußball, für die Fans und die FIFA. Höhepunkt der zynischen Verlautbarung ist der Satz, dass die Untersuchungen Willkommen sind, und dass die Korruption im Fußball nichts zu suchen hat, sehr ehrenwert. Vielleicht ist dieser 27. Mai tatsächlich historisch und vielleicht sogar der Anfang vom Ende dieser kriminellen Gang, die jahrelang am helllichten Tag Banken ausgeraubt hat ohne je dafür belangt zu werden.
Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe der wichtigen FIFA Weltmeisterschaften wurden schon lange kritisiert, seit dem Turnier in Asien 2002 bis hin zu den Zuschlägen für Russland und Katar, stets schwebte ein großes Misstrauen bei den Entscheidungen der FIFA im Raum.
Die Vorwürfe bestehen also nicht erst seit gestern, es gab zahlreiche Versuche die Machenschaften des Vereins öffentlich zu machen und per Jurisdiktion zu verfolgen.
Stets konnte Blatter aber die Truppen hinter sich sammeln, hochkarätige Funktionäre aus Asien und Südamerika oder Afrika, die Wirtschaft mit ihren Sponsoren und nicht zuletzt die Sportler, alle drehten sie immer wieder gerne am Glücksrad. Die FIFA tritt bei den monumentalen Großereignissen auf wie ein Staat im Staate, skrupellos und mit uneingeschränkter Macht.
Beispielhaft für diese Hybris steht Jérôme Valcke, Generalsekretär der FIFA, in dieser Eigenschaft rastlos auf dem Planeten unterwegs. Er überwacht Fortschritte zum Beispiel bei den Stadionbauten, natürlich aber nicht bei der Einhaltung der Menschenrechte, die FIFA ist für eklatante Rückschritte verantwortlich und unterstützt de facto den internationalen Sklavenhandel.
Die Lawine ist nicht mehr aufzuhalten, vielleicht findet sich ja noch der eine oder andere Funktionär, der sich tatsächlich dem Sport verschrieben hat und es ist abzuwarten was die Ermittlungen ergeben. Der Fisch stinkt aber vom Kopf her, der Schlag kommt zur rechten Zeit, ein guter Tag für den Fußball!
Mathias Guthmann
Grandgourmand.de