MG: Brauchen Sie, um in Ruhe nachdenken zu können, auch manchmal die Einsamkeit?

CB: Einsamkeit ist vielleicht das falsche Wort, ich brauche natürlich manchmal meine Ruhe.
Wir leben in einer schnellen Zeit.
Morgens schließe ich das Restaurant auf, die Lieferanten und die Köche kommen, ich prüfe die Ware und gebe erste Anweisungen, immer von Telefonaten unterbrochen, endlich stehe ich am Herd und setze die Saucen an, zwischendrin Gespräche mit Kunden, der Presse oder dem Personal, der Ablauf ist eng getaktet. Oft endet der Tag gegen 01:30 Uhr.

Man wird ständig gefordert, geistig und körperlich, für die eigene Kreativität ist das
abträglich. Man muss sich Ruhephasen gönnen, um zu sich zu finden, seine Strategien zu überdenken, um einfach einmal abzuschalten. Ich brauche, um auf diesem Niveau zu kochen, klare Gedanken, Ruhe ist ein wichtiger Faktor.

Wir haben 20 Angestellte, früher war ich sofort und für jeden Mitarbeiter verfügbar.
Das geht heute nicht mehr.

Mein Tagespensum ist um ein Vielfaches höher, als das meiner
Kollegen, ich will ein Vorbild sein.

Manchmal muss ich mich aber selbst schützen, ich kann
nicht immer für alle Zeit haben. Man hat das zu respektieren.

MG: Sie haben Kinder, wie begründen Sie Ihnen den Sinn des Lebens?

CB: Der Sinn des Lebens? Selbst Kinder zu haben, glücklich zu sein. Den Kindern Aufmerksamkeit, Rückhalt und einen Background zu geben.

Ich hatte selbst kein solches Leben, meine Mutter war mit der Situation überfordert.
Es gab in meiner Kindheit und in meiner Jugend natürlich auch schöne Momente.
Wir sind auf den Bolzplatz gegangen oder mit dem Tretroller umher gefahren, wir hingen nicht vor dem Fernseher ab.
Wir waren nicht multimedial gesteuert, andererseits war nie etwas da damals.
Wenn die Klasse ins Landschulheim fuhr, blieb ich zuhause, dafür gab es kein Geld.

Wenn man sich für Kinder entscheidet, muss man auch hinter dieser Entscheidung stehen, dem Kind etwas bieten.

MG: Sind Sie gläubig?

Ich wurde so erzogen, sehr streng gläubig, eine katholische Familie, ich war Messdiener.
Meine Großeltern wohnten direkt neben der Kirche, da ist auch mein Elternhaus.
Ja, an irgend etwas glaube ich in der Tat, dafür muss ich aber nicht jeden Sonntag in die Kirche gehen. Das letzte Jahrzehnt der katholischen Kirche war schlecht, Kindesmissbrauch, Homophobie, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Ich verstehe die Kirche nicht mehr.

Wir rücken global näher zusammen, wir sind weltoffen, die katholische Kirche ist nicht mehr zeitgemäß.
Ich glaube nicht, dass der Priester ohne Zölibat der schlechtere Priester ist.
Im ersten Augenblick hat man sich gefreut, als vor einigen Jahren Papst Benedikt gewählt wurde. Er hat aber nichts bewirkt, keine Öffnung, er hat sich auch finanziell nicht zurück genommen, das alles spricht nicht für die katholische Kirche.

In manchen Augenblicken ist man sehr müde, ich schöpfe dann Kraft aus einem Glauben, der nichts mit der Kirche zu tun hat.

über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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