Die fünfte Auflage von Stories POP-UP KITCHEN präsentiert sich im Metropolink‘s Commissary, Patrick-Henry-Village, Heidelberg.
Die ehemalige Supermarktlagerhalle der amerikanischen Streitkräfte ist heute eine der renommiertesten Adressen für Street Art.

Auf über 3000 Quadratmetern stellen international erfolgreiche Künstler ihre Werke überdimensional aus, fantastisch!
Die Heidelberger Bliss Group entwickelt dazu ein Konzept, das meiner Meinung nach sowohl kulinarisch als auch künstlerisch begeistert und überrascht.
„Round the World“ heißt es für die Gäste auf ihrer Reise zu Metropolen wie London, Tokio oder Rio de Janeiro.
Für das Menü zeichnet diesmal auch Boris Rommel verantwortlich, seit 2016 Küchendirektor im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe und seit 2017 mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet.

Wir starten bei ausgezeichneter Dinner- Begleitung (Thomas Wagner, Klavier) in London.
Jazzig-sphärische Klänge vertreiben Alltagsgedanken, die Gäste vertiefen sich in das überlebensgroße Porträt des Schweizer Künstlers KKADE_SCHWARZMALER von AKUT, bürgerlich Falk Lehmann.
Ausgezeichnet: Die fotorealistisch gestaltete Augenpartie inmitten der schwungvollen, typografischen Szenerie. Man fühlt sich eher neugierig als aufdringlich beobachtet.
Serviert wird entweder Kabeljau oder Aubergine in Form einer schön ausgebackenen Praline, cremig – mayonnaisig, hübsch-salzig.
Dazu Kartoffel. Fish & Chips vom Feinsten. Schließlich sind wir in England.

Knallbunter, fröhlicher Aufenthalt in Rio de Janeiro.
An der Wand ein riesiges Gemälde von Stathis Tsavalias, auch bekannt als INSANE51.
Seit seinem 15. Lebensjahr ist der Grieche mit seinen Graffiti international unterwegs. An der Athener Schule der feinen Künste studierte er angewandte Kunst und Grafik. Er will stets etwas Einzigartiges und Innovatives schaffen.

Die Küche serviert Dorade, Limette, Avocado, Jalapeno und Cachaça. In einem Glaskelch.
Ungemein erfrischend und auch schön scharf, dafür setzt man einen Jalapeño mit seinem charakteristischen Aroma ein.
In der Ferne scheint der Cristo Redentor vom Corcovado zu winken. Das passt!

Weiter geht es in Bangkok, natürlich mit Streetfood, was denn sonst?
Tom-Kha-Ghai , Enoki Pilze, Krustentiere, Garnele, Geflügelpraline, Kokos.
Sehr gelungen wie ich meine. Ein leichtes Erdnussaroma untermalt die asiatisch-tropische Szenerie.
Kulinarik ist Zauberei, sie versetzt uns in andere Länder, andere Welten. Unser Unterbewusstsein speichert Düfte und Aromen, mit dem entsprechenden Konzept werden Erinnerungsfetzen materialisiert, vom Gedächtnis abgerufen.

An der Wand: Medianeras, zwei Straßenkünstlerinnen aus Rosario, Argentinien. Seit mehr als 10 Jahren kreieren die Künstlerinnen Wände im öffentlichen Raum. Beeindruckend.

Zwischenstopp in Mexiko

In Mexiko feiert man den Tod. Er gehört dort zum Leben wie das Salz zur Suppe.
Wir trinken Tequila und schlürfen Kaktusfeigen-Sorbet aus großen Knochen, hat jemand Berührungsängste? Eine unterhaltsame Reise, Überraschungen gehören unbedingt dazu.

Wir landen in Tokio, dort gibt es Wagyu, Aal, Tagoyaki (たこ焼き oder 蛸焼: gebratener oder gegrillter Oktopus, kugelförmiger japanischer Snack aus einem Teig auf Weizenmehlbasis, der in einer speziellen Takoyaki-Pfanne zubereitet wird).
Außerdem serviert man uns Kimchi, Koriander und Gurke.
Das alles kommt in schwarz-roten japanischen Boxen. Für mich persönlich ein klein wenig zu viel Fleisch. Aber das ist ja bekanntlich Geschmacksache.

Das Gemälde von Mina Mania ist eindeutig am Bauhaus orientiert, genauer gesagt an Oskar Schlemmer, vielleicht kennt der Leser ja sein Triadisches Ballett.

Mina Mania hat einen ausgeprägten Sinn für Ästhetik und Stil.
Ihre divenhaften Frauenfiguren sollen übrigens auf die weltberühmten Nanas von Niki de Saint Phalle anspielen.
Für mich sind sie einfach zeitlos elegant!
In allen Destinationen des heutigen Abends betont das ausgefeilte Licht-Konzept Raum, Kunst und Mensch wohldosiert, nichts wirkt überstrahlt. So soll es sein, Dosierung ist wichtig, nicht nur in der Küche!

In New York genießen wir schließlich das Dessert.
Ein echtes Highlight. Mandarine, Champagner, Weisse Schokolade, Sorbet.

Die Mandarine, ein typisches kulinarisches Trompe-l’œil, ist mit einer feinen, weißen Schoko-Mousse gefüllt.
Die Frucht sieht täuschend echt aus und verströmt einen wunderbaren Mandarinen-Duft. Ein schöner Abschluss.

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Boris Rommel über POP-UP-KITCHEN, von Antje Urban

Boris Rommels Gourmetreise zwischen Kunst

Das temporäre Restaurant Stories der Bliss Group ist in neuer Location eingezogen und überrascht kulinarisch wie visuell mit ausgefallenen Ideen.

Heidelberg. Der Check-In in das ab jetzt wohl originellste Restaurant Heidelbergs beginnt tatsächlich mit einer Bordkarte, die den Gast auch sogleich nach London befördert. Ein Aperitif und Häppchen, die schmecken wie bei einem Besuch auf dem legendären Borough Food Market. Doch Schauplatz ist stattdessen eine ehemalige Lagerhalle der US-Streitkräfte, die als solches kaum noch wahrzunehmen ist, wären da nicht die fast acht Meter hohen Wände. Das 5. Kapitel der Pop-up-Kitchen Stories der Gastronomengruppe Bliss hat sich in der Metropolink’s Commissary bis Ende April eingerichtet und am letzten Freitag erstmalig eröffnet. Und das erneut mit viel Kreativität, was die rund 500 Quadratmeter zur Erlebnisfläche werden lässt. Inmitten von Streetart-Gemälden internationaler Künstler lässt die Bliss Group zusammen mit 2-Sternekoch Boris Rommel die Gäste „Round the World“ reisen. Sie erleben visuell und kulinarisch sieben Metropolen und deren Lebensgefühl. Durch geschickte Unterteilung der Halle entstehen Räume, in denen die Menükomponenten kredenzt und jeweils einer Metropole gewidmet sind.
„Mit dem diesjährigen Motto kommt erneut Urbanität in die Provinz“, sagt Swen Schmidt von der Bliss Group. „Design und Ambiente spielen eine große Rolle. Und doch geht es nicht um Show, die Inszenierung unterstreicht nur die Kunst auf dem Teller.“ Vielmehr sollen Kunst, Inszenierung, Interieur und Kulinarik stimmig miteinander verschmelzen. So dürfen sich denn auch Sven Günther, Chefkoch bei der Bliss Group und Sternekoch Boris Rommel gemeinsam kreativ ausleben beim 5-Gänge-Plus-Menü. „Für mich ist das Pop-Up eine ganz neue Erfahrung. Ich finde die Idee spannend, in einer Lagerhalle Streetart-Kunst mit Kulinarik zu verbinden. Ich glaube, das wird die Leute abholen“, sagt Rommel, der sonst Küchenchef im Wald & Schlosshotel Friedrichsruhe ist. Der 39-Jährige, der in seinem Sterne-Restaurant Le Cerf vornehmlich klassisch-französisch kocht, konnte mit einem Gang Paris, aber auch seiner Liebe zu Thailand mit einem Gang frönen.

Erstmals unterstützt ein Sternekoch das Pop-Up-Restaurant, das bereits 2018 startete und in den darauffolgenden Jahren jedes Jahr an anderer Stelle aufgepoppt ist. Zuletzt in einem leerstehenden Spielwarenkaufhaus. „Wir erfinden uns immer gerne wieder neu. Für das fünfte Kapitel bietet die Location in der Commissary die perfekte Kulisse und Boris Rommel bringt höchste Kreativität mit“, sagt Schmidt. Noch bis Ende April kann die Welt kulinarisch in Heidelberg bereist werden.



über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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