bau.stil.
Entwicklung einer kulinarischen Handschrift
xDie kulinarische Landschaft ist in den letzten Jahren in Deutschland unglaublich spannend geworden. Dazu beigetragen haben Kreativ-Köpfe wie Thomas Bühner, Kevin Fehling und Christian Bau, um nur einige Vertreter der modernen deutschen Sterneküche zu nennen.
Christian Bau ist eine der interessantesten Figuren im Fach, intellektuell und impulsiv, kreativ und planvoll, innovativ und klassisch zugleich. 2018 wird er vom Gault Millau zum Koch des Jahres gekürt, eine der höchsten Auszeichnungen in der Branche!
Im Jahre 2005 erkocht sich Bau den dritten Michelin-Stern, und ist damit zunächst auf einem Höhepunkt seiner Karriere.
Es ist eine spannende Zeit in der gastronomischen Szene, viele Spitzenköche greifen die revolutionären Erfindungen des spanischen Molekular-Genies Ferran Adrià auf, oder orientieren sich an den Ideen einer sinnlichen Konzeptküche à la Heston Blumenthal. Längst geht es nicht mehr nur darum, seine Sterne mit ausgezeichnetem Handwerk, den besten Produkten und ausgefeilter Technik zu verteidigen, der kulinarische Horizont gerät in Bewegung, die klassische französische Küche gilt nicht mehr unbedingt als das Maß aller Dinge. Strömungen aus Asien und aus Lateinamerika schwappen über die Kontinente und bringen frische Ideen in die Branche.
Christian Bau erkennt die Zeichen der Zeit und findet in einer höchst bemerkenswerten Entwicklung seine ganz eigene kulinarische Handschrift.
Gelernt hat er unter anderem bei Harald Wohlfahrt, bei ihm beweist er sein Talent, sein kochtechnisches Verständnis und seine Kreativität. Der Weg an die Spitze der Kochkunst in Deutschland und auf internationalem Parkett ist vorprogrammiert.
2008 schreibt der Gastro Kritiker Wolfgang Ritter:
Christian Bau zelebriert die französische Haute Cuisine ohne traditionelle Opulenz. Sein eigener, jugendhafter Stil: klassisch aber nicht altmodisch, modern aber nicht altmodisch, modern aber nicht modisch, delikat, hochfein mit subtiler Aromatik, attraktiver Optik und harmonischer Eleganz.
Eine gute Kritik, im Nachhinein erweist sie sich aber als Momentaufnahme, als Zwischenbilanz. Die Vorstellungen des Christian Bau befinden sich zu dieser Zeit noch im Stadium der Verpuppung, kurz vor der Metamorphose.
2011 erscheint bau.stil., Herausgeber ist die Edition Port Culinaire mit Thomas Ruhl. Das Buch ist der Schlüssel zu den Ideen des Meisterkochs. Bereits 2008 gab es eine Publikation des Umschau Verlags in Berlin «Christian Bau, Einblicke», das Werk setzt sich aber lediglich mit der klassischen französischen Phase auseinander.
Jürgen Dollase, der mit Bau im Jahre 2009 eine FAZ Gourmetvision gestaltete, schreibt die Einleitung, es folgt ein Vorwort von Harald Wohlfahrt, Freund und Mentor, schon früh sieht er das besondere Talent des Kochs, in gewisser Weise sind die beiden Seelenverwandte.
Der Leser nimmt am Selbstfindungsprozess teil, erfährt welche Beweggründe und welche Gedankengänge von Bedeutung sind. Christian Bau ist in der klassischen französischen Küche verankert, seine Priorität legt er auf den Geschmackseffekt und auf eine höchstmögliche Präzision in der Ausführung. Bau verrät uns, dass er nichts von innovativen Exzessen hält, ab 2009 erfindet er sich neu, schließlich münden seine Überlegungen im „Carte Blanche Menü“, das er 2010 in seinem Restaurant umsetzt.
Entscheidend für die persönliche Entwicklung ist die Begegnung mit der japanischen Kultur, die fernöstlichen Einflüsse werden aber nicht gedankenlos mit einer französischen Klassik fusioniert, Bau entwickelt ein eigenes stilistisches Konzept, dabei integriert er die Anleihen aus Japan ganz subtil und kreiert etwas völlig Neues.