Fundacion Telefonica, 2014 © Fernando Maquieira
Fundacion Telefonica, 2014 © Fernando Maquieira
Adria Skizze, Quelle: elBulli Foundation

Seit der Entstehung der Molekular-Küche in den 90er Jahren wird die gastronomische Avantgarde gerne mit einem Kunstbegriff verbunden. Vordenker und Kreativ-Kopf der Bewegung ist Ferran Adrià, der in seinem Restaurant «el Bulli» in den 1990er Jahren Neuerungen einführt, mit deren Hilfe er traditionelle Techniken und Ideen hinweg fegt.

Im Mittelpunkt der Überlegungen steht der kreative Prozess, Adrià will nicht kopieren, sondern aus Wissenschaft, Kunst und Design sowie einer sinnlichen Dimension sein eigenes, komplexes Gebilde formen. Um seine Gedanken exakt zu beschreiben wird eine neue kulinarische Sprache entwickelt.

Es soll aber noch über ein Jahrzehnt dauern, bis sich die Ideen des spanischen Meisterkochs in der Kunstwelt manifestieren, Anerkennung findet er schließlich 2007, als er zusammen mit 100 weiteren Künstlern zur Documenta 12 eingeladen wird. 

Damals schreibt der Künstlerische Leiter der Documenta, Roger M. Buergel:

Ich habe Ferran Adrià eingeladen, weil er es geschafft hat, seine eigene Ästhetik
hervorzubringen, die sich in etwas sehr Einflussreiches in der internationalen
Szene verwandelt hat. Daran bin ich interessiert, und nicht, ob die Leute es nun
für Kunst halten oder nicht. Es ist wichtig zu sagen, dass künstlerische Intelligenz
sich nicht in einem bestimmten Medium manifestiert, dass man Kunst nicht nur
mit Fotografie, Skulptur und Malerei etc. identifizieren muss, auch nicht mit dem
Kochen im Allgemeinen; jedoch, unter gewissen Umständen, kann es auch Kunst
sein.

«Kreativität bedeutet nicht zu kopieren»  : der Ursprung der «elBulli-Revolution»

Alles beginnt 1987 an der Côte d’Azur. Ferran Adrià ist dort mit einigen Kollegen unterwegs, um sich von den besten Köchen der Branche inspirieren zu lassen. Die Reisegruppe wohnt im Negresco in Nizza wo  Jacques Maximin sein Restaurant «Chantecler» betreibt.
Ein mitgereister Journalist fragt den Meisterkoch, was für ihn Kreativität ist.

Maximin erwidert: „Kreativität bedeutet nicht zu kopieren“.

Vielleicht ist dies einer jener Augenblicke, in denen etwas Unwahrscheinliches geschieht, einer jener Momente in denen das Schicksal jemandem etwas hinwirft. Adrià begreift sofort die Bedeutung dieser Worte und beschließt sein Konzept völlig umzustellen. Nicht länger will er sein Wissen und seine Ideen aus Kochbuch-Klassikern schöpfen, oder sich an herkömmliche Techniken binden. Um seinen eigenen Stil zu entwickeln, bricht er radikal und endgültig mit der Tradition, jeglicher Ballast wird abgeworfen.

über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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