Aber zu Ihrer Frage: Die Kollegen stehen auf unserer Seite, bei den Stammgästen ist
absolutes Verständnis da und bei den neuen Gästen kann ich die Situation noch nicht beurteilen, weil das System ja erst ab März greift.

Normalerweise lese ich keine Texte auf Tripadvisor. Manchmal kommt man aber doch ins Staunen. Zwei Gäste beschweren sich auf diesem Portal ausführlich über einen Abend bei uns im Restaurant.
Erst nach vier Gängen und einer Flasche Mineralwasser fällt ihnen ein, dass sie eine
Laktose-Intoleranz haben. Wenn man uns nicht informiert, können wir solche
Unverträglichkeiten im Vorfeld leider nicht berücksichtigen.
Die Meinungsfreiheit ist sehr wichtig, dazu stehe ich absolut. Aber man sollte doch dem Dienstleister bitte mit etwas mehr Respekt und Höflichkeit begegnen. Das ist eine gesellschaftspolitische Frage.

MG: Sie verließen Ihr Elternhaus im Alter von 16 Jahren. Mit Eloquenz und
Durchhaltevermögen haben Sie eine beispiellose Karriere gestartet.
Gibt es nachdenkliche Momente, in denen Sie Dankbarkeit für das Erreichte fühlen?

CB: Jeden Tag wenn ich aufstehe verspüre ich Dankbarkeit. Ich betrachte das, was mir geschenkt wurde und das Leben, das ich heute führen darf, auch wenn es sehr hart ist, mit Dankbarkeit.
Oft endet mein Tag erst nach 16 oder 17 Stunden Arbeit, dann gehe ich nur zum Schlafen nach Hause.

Ich bin ein glücklicher Mensch, ich weiß das Leben zu schätzen und ich weiß wo ich herkomme. Ich weiß, was ich noch erreichen möchte, mir geht es
überdurchschnittlich gut, ich habe eine hohe Anerkennung.
Ich stehe mit beiden Beinen auf der Erde, habe nie die Bodenhaftung verloren.
Ich habe niemals Alkohol- oder Drogenprobleme gehabt.

MG: Mit dem Aufstieg ist immer auch Geld verbunden.
Haben Sie den Erfolg angestrebt, um von den Jugenderinnerungen Abstand zu gewinnen?

CB: Ich habe das noch nicht genau analysiert. Am Anfang war eine große Verbissenheit da.
Nach der Ausbildung wollte ich zwanghaft Anerkennung und Erfolg. Das hat natürlich auch sehr viel mit meiner eigenen Geschichte, mit meinem Elternhaus zu tun.

Als ich auf die Welt kam, war meine Mutter gerade einmal siebzehn Jahre alt und alleinerziehend, nach heutigem Standard würde man wohl Hartz 4 zu den Familienverhältnissen sagen, wir waren am Existenzminimum.
Sicherlich gab es einen unterbewussten Antrieb, monetär getrieben bin ich aber bis heute nicht.

Wenn mich zum Beispiel mein Freund Sascha Stemberg fragt, ob ich beim 4 Hands
Dinner koche, dann sage ich:

„Hey, ich liebe dich, ich liebe deine Familie und ich liebe den alten Walter Stemberg, natürlich komme ich“.

So etwas mache ich, weil ich Lust darauf habe und weil ich schon so viele schöne Stunden bei Stemberg verbracht habe, dafür nehme ich auch keinen einzigen Euro. Es ist nicht dasGeld, das mich antreibt. Ich mache die Dinge aus Überzeugung.

MG: Die schönsten Augenblicke passieren zwischen zwei Menschen, oder wenn etwas Unwahrscheinliches geschieht, einer jener Momente in denen das Schicksal jemandem etwas hinwirft.
Gab es in Ihrem Leben so einen „entscheidenden Moment“?

CB: Wenn ich das mit meiner in Karriere in Verbindung bringen soll, dann gab es diesen schicksalhaften Moment, als ich meinen heutigen Arbeitgeber kennengelernt habe, das war vor 23 Jahren.
Damals war ich auf dem Weg nach Trier, um dort meinen Freund Wolfgang Becker zu besuchen. Auf dieser Reise fiel mir dieses Schloss auf. Ich sagte zu meiner Frau, die mit unserem ersten Kind schwanger war:
„Das sieht ja sehr schön aus hier, lass uns einen kleinen Stop einlegen“.

über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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