MG: Haben Sie Angst vor dem Alter?

CB: Nein, ich habe keine Angst davor. Mit zunehmenden Alter schärft sich natürlich das Bewusstsein dafür, dass alles eine gewisse Haltbarkeitsgrenze hat. Man stellt sich die Frage: Wie lange willst du das auf diesem Niveau noch so exzessiv weiter machen? Was ist, wenn du mit 55 in der Küche einen Herzinfarkt hast und alles vorbei ist? War es das dann wert?

Wir haben den Zenit erreicht, mehr geht nicht, sieben Mal die Höchstbewertung,
Bundesverdienstkreuz, Ehrenbotschafter der Japanischen Küche, was soll da noch kommen? Ich kann nur wieder Harald Wohlfahrt zitieren:

Wenn du ganz oben bist, kann es nur noch bergab
gehen

MG: Vielleicht geht es als Mentor der Szene noch weiter und höher?

CB: Ja vielleicht. Es gibt aber einige Trittbrettfahrer, die davon profitieren wollen, Journalisten, sogar Politiker, usw. Ich weiß nicht, ob mich das glücklich machen würde. Natürlich möchte ich so lange wie möglich kochen, alleine schon aus finanziellen Gründen, für die Familie.

Mit zunehmenden Alter wird alles schwieriger, solche Fragen stellt man sich natürlich mit 35 Jahren nicht.
Manchmal tut mir jeder Knochen weh, in solchen Augenblicken stellt man sich die Sinnfrage.

MG: Haben Sie einen Rat an die nächste Generation von Köchen?

CB: Dazu zitiere ich sinngemäß Denzel Washington, der einmal wunderschön gesagt hat: „Wie in der Mode, der Musik oder der Kunst, war alles schon einmal da“.
Ich selbst freue mich auf den Tag, an dem Respekt, Demut, Loyalität, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Teamfähigkeit wieder zurückkehren.

MG: Das klingt nach einem guten Schlusswort…

CB: Diese Werte sind verloren gegangen, wir haben das Gespräch mit dem Spiegelbild der Gesellschaft angefangen, so soll es auch enden. Beharrlichkeit und Demut, das gebe ich der jungen Generation weiter, die Jugend muss das nur annehmen. Manchmal sind diese Werte sogar vorhanden, gehen aber verloren, sobald man sich in einer bestimmten Gesellschaft bewegt. Die
modernen Medien sind Fluch und Segen zugleich.

Wenn man diese Werte achtet, wird auch das Handwerk besser, man wird ein besserer Koch. Ich habe die Hoffnung, dass es irgendwann eine „Reunion“ geben wird und die Menschen sich auf gemeinsame Werte zurückbesinnen. Vieles, was zur Zeit in der Gesellschaft passiert, ist mir zuwider, ich kann es aber nicht ändern weil die Menschen so sind.

MG: Lieber Herr Bau, herzlichen Dank für dieses Gespräch.

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über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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