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In den richtigen Momenten ist ein Glas Wein mehr Wert als Gold

So steht es auf der Website von „Otto, die kleine Weinkneipe“, die Betreiber haben damit natürlich recht. Man hat sich auf regionale Weine spezialisiert und ist stolz darauf, warum auch immer.

Die Weinkarte ist nett, mehr aber auch nicht. Auf der Tafel steht zum Beispiel ein Riesling von Schätzel aus 2012, der Wein wird euphorisch als „unglaublich und genial“ beschrieben. Zum einen haben solche Prädikate nur selten etwas mit Wein zu tun zum anderen ist das eine „unglaubliche“ Übertreibung und ganz weit entfernt von genial, wahrscheinlich hatte der Betreiber des Lokals schon die eine oder andere Flasche des allenfalls mittelmäßigen Weines getrunken um zu solch einer Beurteilung zu gelangen. Der Riesling von Karl Pfaffmann ist gut, die Spätburgunder des Pfälzer Winzers können da nicht mithalten und sollten besser aus dem Sortiment genommen werden. Übrigens werden alle Weine in sogenannte Tumbler ausgeschenkt, also Weingläser ohne Stiel. So etwas hat in einer Weinbar natürlich nichts zu suchen, sondern ist ein glatter Stilbruch. Weißweine und Rotweine gehören grundsätzlich in die passenden Gläser. Die bauchigen Tumbler der Weinkneipe schaffen es innerhalb von Minuten, einen gekühlten, spritzigen Riesling  in eine lauwarme Plörre zu verwandeln, das ist schade. Die Rosch Rieslinge sind edelsüß und gut, auf der Tafel werden sie mit „lecker“ beschrieben, der Sommelier sollte eigentlich wissen, dass nur Hundeleckerlis „lecker“ sind, die Beschreibung hat mit Aromatik, Sensorik oder Textur genau so viel zu tun wie der Papst mit ISIS. Das Konzept, regionale Anbieter zu unterstützen ist gut, für eine Weinbar aber problematisch und etwas chichi, warum man nicht auch einen Italiener oder einen Franzosen auf die Karte nimmt ist mir schleierhaft, aber ich muss es ja nicht verstehen.

Otto, die kleine Weinkneipe hat eine nette Atmosphäre, bei guten bis mittelmäßigen Weinen, ich lasse mich ja gerne „a bissel“ von der Heimat begeistern, die Qualität muss aber schon passen!

über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

2Kommentare

  • Der Beitrag ist völlig veraltert und hat mit dem aktuellen Stand unter neuem Betreiber nichts zu tun.
    Es wäre sinnvoll, den Beitrag zu löschen.

    • Hallo Sabine,

      wenn Sie die neue Betreiberin sind, vermerken wir das gerne als Update. Beiträge werden grundsätzlich nicht gelöscht.

      Beste Grüße,

      Mathias Guthmann

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