Weinprobe bei Guntram Fahrner

Weinprobe bei Guntram Fahrner

 

Man muss sich stets weiterbilden und wenn es die Möglichkeit gibt, das vor Ort zu machen, um so besser! Guntram Fahrner betreibt den „Weinlade am Gutenberplatz“ schon viele Jahre,  der Erfolg gibt ihm recht. Ich gehe gerne da hin, dort trifft ein gutes Sortiment auf Kompetenz, Fehlkäufe schließen sich praktisch aus. Die Weinproben des anerkannten Sommeliers finden in der Uhlandstrasse 21 statt, eine geschmackvolle Location, wie geschaffen für solche Veranstaltungen. Ich habe mich für den Großen Rotwein-Abend entschieden, die richtige Wahl.
Vorgestellt wurden 8 Weine, insgesamt ein gutes Ensemble, ohne große Stars, aber geschmacklich durchgestylt. Fahrner macht das ganz unaufgeregt, er baut einfach auf sein großes Wissen und seine Treffsicherheit, da hat er recht. Eine sehr gut besuchte Weinprobe mit Publikum aus allen Altersklassen, der Ruf des Kenners scheint ihm vorauszueilen.
Hier die Auswahl:

Klassiker:

1989er Château Malmaison Moulis (Cru Bourgeois)

Typisch für Bordeaux sind die kräftigen Tannine und Aromen von Schwarzer Johannisbeere.
Der 89er Malmaison hat für sein hohes Alter noch eine gute Bandbreite, in der Nase harmonisch, im Geschmack elegant mineralisch mit einer deutlichen Säure und Zitaten von frischem Obst.
Genau der richtige Einstieg für die Weinprobe. Mir gefällt auch die Farbe, bis auf den Kern klar, ein helles Rubin. Nicht unbedingt komplex, aber durch die lange Reifung sehr raffiniert und anhaltend.

Terroir

2007er Terre de Pierres, Château Moyau
Languedoc

Man merkt ihm klar das Klima an, Sonne pur. Ein Potpourri der Aromen schon in der Nase.
Tabak, Nelken, Pfeffer,  Schokolade. Im Fleisch sehr ausgewogen, fast schon sahnig. Feine Holznote mit einem sehr langen Nachhall. Ein sympathischer Wein, ein waschechter Süd-Franzose mit Laisser-Faire Attitude der mit uns freundlich ein Pläuschen hält. Trotzdem sehr selbstbewusst und charaktervoll.

Crazy

2003er Xinomavro
Alpha Estate
Griechenland

Aroma in der Nase sehr komplex, Rote Früchte und Beeren, helles Rubinrot. Im Geschmack sehr tief mit viel Struktur. Vanille, Pfeffer und Nelke, ein Hauch Schwarze Olive, genau abgestimmt.
Die eleganten Holztöne sind zurückhaltend integriert, unterstreichen aber das Volumen. Im langen Abgang etwas Quitte.
Der Wein hat mir sehr gut gefallen, exotisch und trotzdem rund im Geschmack, tolle Struktur mit sehr überraschenden Momenten und versteckten Anspielungen.

Weichspüler

2013er Primitivo di Manduria
Cigno Moro
Apulien, Italien

Samtiger Wein mit einem abgestimmten Bukett, trotzdem nicht kraftlos im Geschmack. Zitate von Dörrfrucht untermalt mit Röstaromen. Unverkennbar Brombeere und Zwetschge. Langer Abgang sehr schöner Nachhall. Ein klasse Wein, den ich mir sehr gut zu Geschmortem und vielleicht gegrilltem Lamm vorstellen kann. Darf aber auch einfach so getrunken werden, zum Beispiel auf der Terrasse die in abendliches Frühsommerlicht getaucht ist.

Temperament

2011er Petit Verdot
Azamor Wines
Alentejo, Portugal

Ich selbst bin ein großer Freund der Lagen aus dem Dão, aus den Terrassen-Lagen kommt ein sehr eleganter Rotwein, der in den Spitzen mit großen Gewächsen aus den Traditions-Ländern mithalten kann. Alenteijo hat aber auch etwas zu bieten.
Das Portugiesische Hinterland weist heterogene Böden auf, von tonhaltigen Lagen bis zum Granit ist alles vertreten, man darf hier von einer gewissen Dynamik ausgehen, die zur Zeit den Weinbau dort prägt. Bei den Roten natürlich viel Cabernet Sauvignon, aber auch Aragonez, Alfrocheiro und eben Petit Verdot.
Der uns vorgestellte Petit Verdot 2011er glänzt mit Tanninreichtum und einem deutlichen Holz.
Im Gaumen spannend, Struktur etwas Reibeisen, dabei aber fruchtig und mit elegantem Finish, bin mir nicht ganz sicher ob er Sortenrein ist (Der 2008er hatte 15% Syrah) sollte dies der Fall sein, ist die Komplexität noch höher zu bewerten. Leichte Beeren-Aromen verheiraten sich auf der Zunge mit der französischen Eiche. Ich meine der Wein hat eine echte Kante, zeigt sich im Abgang aber versöhnlich. Für meinen Geschmack etwas zu brachial, jedenfalls kein einfacher Wein, aber wollen wir das denn?

Modern

2012er Cabernet Sauvignon
Bodegas Renacer
Mendoza, Argentinien

Pablo Sanchez ist ein kreativer Winemaker mit einem sehr guten Geschmack.
Er beweist das mit seinem „Punto Final“, der ein bis zum Kern funkelndes, helles Rubin aufweist.
Schon in der Nase schmeichelt er mit Cassis, Brombeere und Schwarzer Kirsche. Die leichte Eukalyptus Note auf der Zunge erzeugt ätherischen Schmelz, super Gefühl! Ein sehr eleganter Wein, Piazzolla lädt mit seinem Bandoneón zum Tango ein.
Den Wein habe ich selbst oft zuhause, einfach weil das Preis-Leistungsverhältnis ausgewogen ist.

Feuer

2012er Clos de Tafall, Clos Berenguer
Priorat, Spanien

Für mich der „intelligenteste“ Wein des Abends.
Grenache Noir, Syrah, Cabernet Sauvignon und Carignan, so klingt die Sorten-Tonleiter des Tröpfchens. In der Nase wie ein Waldspaziergang im Mai, dann Waldbeeren, Wacholder, etwas Schwarzer Pfeffer, klasse gemacht. Auf der Zunge geht die Reise weiter, feurig und stolz, ein spanischer Hidalgo. Ein ganz durchdachtes Ding ist das, schmecke förmlich die Arbeit die da rein gesteckt wurde, sehr gut!

Monster

2009er Zinfandel „Zinman“ Perry Creek, Sierra Foothills
Kalifornien
Harmonisch, Aromen von dunklen Beeren, alles gut abgestimmt, dunkles Rubin. Immerhin hat die Flasche schon 6 Jahre auf dem Buckel, dadurch wirkt der holzige Ton fast schon wie ein Echo. Insgesamt ein körperreicher Wein, ausbalanciert.
Für mich einen Touch zu brav, fehlt da ein wenig Mut?

Am Ende dann ein „Reparaturwein“, soll den Geschmack auf 0 setzen, funktioniert aber nicht, die Idee ist gut aber wie ich meine zu theoretisch. Serviert wurde ein Riesling von Hans Lang, eine Spätlese aus 2002, ein Hattenhauser Schützenhaus aus dem Rheingau. Eine brutale Petroleum-Note gepaart mit ungeheurer Süße, ich wollte da ehrlich gesagt nicht mehr so groß reinschmecken, war mir dann doch für die Rezeptoren zu viel Stress.

Insgesamt eine sehr gute Weinprobe, natürlich eine Sonate aus den gesammelten Werken des „Weinlade“, den man unbedingt empfehlen kann. Fahrner beherrscht sein Repertoire, ein sachlicher Sommelier, wer einen großen Entertainer sucht wird enttäuscht, macht aber nichts, die fachliche Kompetenz ist über alle Zweifel erhaben.
Merci Monsieur Fahrner!

über den Autor

Mathias

Mathias Guthmann schreibt unter anderem für kulinarische Zeitschriften und den Schachsport. Seine Essays, Reiseberichte und Kurzgeschichten haben eine hohe Reichweite und werden in verschiedensten Fachmagazinen, auch international, publiziert. In der freien Wirtschaft berät der Autor eine Firma zu PR-Strategien.

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